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vizn.Review #1 – Jäger, Hirten, Kritiker

„Wenn Digitalisierung alles ändert – wer ändert die Digitalisierung?“ – So fragt Richard David Precht in seinem Buch „Jäger, Hirten, Kritiker“. Ein Buch in dem sich alles um die Digitalisierung dreht. Und dennoch ist es in keinster Weise technisch, sondern viel eher philosophisch.

Einstieg

Zu Beginn zeichnet der Autor in seinem Buch eine Dystopie des Jahres 2040, also ein eher düsteres Zukunftsbild. Was passiert, wenn man die Digitalisierung ungebremst wuchern lässt? Was, wenn man keine gesetzlichen Schranken und Regeln aufstellt? Angesprochen werden hier hauptsächlich die Geschäftspraktiken der „GAFAs“ aus dem Silicon Valley. GAFA, also „Google, Apple, Facebook & Amazon“ (man möge mir verzeihen, falls ich die beiden „A“ vertauscht habe), steht in diesem Kontext sinngemäss für Internetriesen, die mit Datenhandel ein Vermögen verdienen und ihre Machtposition stetig ausbauen. Stellvertretend dafür grüsst Mark Zuckerberg in dieser Erzählung als Präsident der Vereinigten Staaten. Ich muss ehrlich sein, dieses Zukunftsbild ist keines, in dem ich mich gerne wiederfinden möchte. Aber ich kann mir auch kaum vorstellen, dass es soweit kommen wird. Auf jeden Fall weckt das Szenario Interesse und zeigt auf, dass wir die Zukunft aktiv mitgestalten müssen.

Buchcover von Jäger, Hirten, Kritiker
Buchcover von Jäger, Hirten, Kritiker

Hauptteil

Nach dem Einstieg in das Buch kümmert sich Richard David Precht um eine Momentaufnahme. Dies geschieht verständlicherweise meist aus deutscher Sicht – gerade wenn es um politische Fragen geht.

Massenarbeitslosigkeit?

Er zeigt auf, wie wenig wir gesellschaftlich und politisch für die Folgen der Digitalisierung gewappnet sind. Als Beispiel zieht er unter anderem die Studie „The Future of Employment“ der Oxford University herbei. Diese besagt, dass in wirtschaftlich hoch entwickelten Ländern bis zu 47% aller Berufe wegfallen könnten. Mit Sicherheit werde ich diese Studie einmal in einem separaten vizn.Review etwas genauer analysieren. Passieren wird dies gemäss Precht durch immer intelligentere Maschinen, künstliche Intelligenzen und Roboter. Doch nachweinen muss man dem meiner und auch Prechts Meinung nach nicht, schliesslich fallen gerade die eintönigen, sich immer wiederholenden Arbeiten weg. Kurz gesagt: Alles was an unserer Arbeit Routine ist, verschwindet und das Spezielle bleibt.

Und was ist mit neuen Berufen?

Was natürlich klar ist (und auch im Buch so erwähnt), ist das Aufkommen neuer Berufe und Berufsgattungen, die erst durch die Digitalisierung möglich werden. Die Frage ist nur, ob die neu geschaffenen Stellen durch diese Menschen besetzt werden können, die beispielsweise ihren Beruf an eine Maschine verlieren. Exemplarisch kann man hier den LKW-Fahrer nennen, der durch einen selbstfahrenden Truck ersetzt wurde. Die Chancen sind gross, dass dieser vermutlich in diesem Leben nicht mehr Informatik studiert, Virtual Reality Creator wird oder sich zum Data Analyst mausert (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel). Diese Bedenken sind meiner Meinung nach durchaus gerechtfertigt, alleine schon deshalb, weil unser Bildungssystem uns nur sehr bedingt auf das künftige Wirtschaftssystem vorbereitet. Aber dieses Fass mache ich in diesem Review bestimmt nicht auf.

Lösungsansätze

Einen Lösungsansatz sieht Precht im Bedingungslosen Grundeinkommen, kurz «BGE». Gemäss seiner eigenen Aussage hält er dies zwar selbst nicht für eine Ideallösung, aber bis sich keine ernstzunehmende Alternative ausmachen lässt, scheint es wohl das geringere Übel. Wieso er das genau so sieht, möchte ich jetzt nicht im Detail erklären, schliesslich will ich nicht alle Pointen gleich vorwegnehmen. Was auf jeden Fall nicht einfach so hingenommen werden darf, ist das unkontrollierte «Wirtschaften», wie es die GAFAs heute betreiben. Hier müssen gemäss dem Autor bessere Regelwerke her.

Fazit & Rating

Das Buch ist eigentlich der ideale Einstieg für jemanden, der sich bis anhin noch nicht so stark mit der Digitalisierung auseinandergesetzt hat. Dies vor allem auch, da das Buch in keiner Art und Weise technischer Natur ist. Die möglichen gesellschaftlichen Umbrüche, die behandelt werden, halte ich für plausibel, auch wenn diese natürlich nicht genau so eintreten werden. Einzig war es beizeiten etwas schwierig, die diversen Fremdwörter zu verstehen. Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch.

Meine Ratings für das Buch

Über den Autor

Richard David Precht ist ein Deutscher Philosoph, Buchautor und hat bereits seit einigen Jahren im ZDF die eigens nach ihm benannte TV-Sendung «Precht». Berühmt wurde er durch sein philosophisches Buch «Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?». Ich selbst kam zum ersten Mal über Youtube in Kontakt zu Herrn Precht, wo unzählige spannende Interviews, Talks und Vorträge von ihm zu finden sind.

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